Eigentlich wollte ich ja gar nicht so sehr ins Detail bei meinem
Eintrag mit dem Titel Verdrängung (vor ein paar Tagen), eigentlich war es
ja auch nur ein Auszug aus meinem Therapiegespräch, aber da die
Diskussion immer mehr in Richtung „Verdrängung – oder eher Verleugnung“
oder „ Verdrängung nur bei schweren Erlebnissen“ – ausartete
– hab ich mal recherchiert.
Für mich als erstes stach da so ins Auge, bei der Diskussion:
dass Verdrängung mit Krankheit gleichgesetzt wurde. Wozu ich eine
andere Meinung habe. Denn ich empfinde Verdrängung als etwas sehr
natürliches und auch gesundes. Es gehört zu unseren Abwehrmechanismen.
Ohne die wir aufgeschmissen wären. Es schützt uns und es tut not – es nützt
uns – manche Dinge, von uns fern zu halten. Egal welchem Abwehrmechanismus
wir uns bedienen.
Der andere Einwand war da. Dass man von Verdrängung nur bei schlimmen
Trauma-Erlebnissen sprechen kann. Und es liegt mir fern, diese schlimmen
Erlebnisse zu schmälern, indem ich das Wort „Verdrängung“ unbedacht
benutze. Gleichwohl sehe ich Verdrängung auch als etwas an, dass wir
in unserem Leben alle mal benutzen, unabhängig von der Intensität der
Erfahrung.
Unangenehme Dinge – solche die etwas übermäßig in uns anrühren, werden
verdrängt und ausgeblendet und das kann dann z.B. „nur“ ein Erlebnis sein,
dass uns evtl. in unsrem Selbstbild, unserem ICH-Ideal – zu sehr erschüttern würde.
Das könnte z.B. eine – für die Person sehr mit Scham belastete – Situation gewesen
sein. Man kann da sicherlich noch andere Beispiele finden.
Zuletzt war dann aber noch die Frage, ob man in der Lage ist auch bewusst
zu verdrängen. Da waren sich die Fachleute auch sehr uneinig und ich stieß
auf unterschiedliche Aussagen und Berichte.
Ist verdrängen wirklich immer „unbewusst“? Oder sind wir in der Lage
bewusst zu Verdrängen: Und irgendwann wurde ich dann fündig, über
gewisse Versuche und Tests, die sich genau mit dieser Frage befassten.
Und die Antwort lautete da:
Ja – es geht – man kann Verdrängen lernen. 🙂
Man kann bewusst Verdrängen herbeiführen.
Wer sich für den Artikel interessiert… den findet ihr
hier auf Seite 2 abgedruckt.
Was meine eigene beschriebene Situation angeht, so denke ich, dass ich mich
womöglich mit meiner Wortwahl vergriffen habe. Denn bei Verdrängung
spricht man vom „Vergessen“. Und meine Empfindung ist, dass ich die Dinge nicht
vergessen habe – nur an diese Erinnerung nicht ran gehe. Ich habe sie
weg geschoben auf Distanz und für mich in ein Kästchen gepackt und dort
lasse ich sie. Wie sich das nennt? Da bin ich mir unsicher.
Doch wenn in dem Artikel von einer „ich will daran nicht mehr denken“ Entscheidung
im Zusammenhang mit bewusstem Verdrängen gesprochen wird, sehe ich mich darin
dann wiederum schon wieder.