Von instrumenteller Aggression

und wieder aus dem Themenbereich Psychologie etwas über
Aggressionen und Rollenverhalten. Ich hab darüber ein
interessantes Buch gefunden …. und beim lesen hab ich
mir echt ein paar Mal vor den Kopf gehauen – so sinnbildlich.

Da glaubt man doch manchmal, man würde soviel sehen…
und stellt fest, dass der eigene Horizont dann doch nicht
ausreichte. :-/

Dabei ist es wieder so völlig logisch – aber die Möglichkeit
hab ich garnicht in Erwägung gezogen.

Ich versuch das jetzt mal inhaltlich frei zusammen zu fassen mit
eigenen Worten….

Es geht um die Frage – Aggressives Verhalten: ein
unkontrollierter Gefühlsausbruch oder eiskalte Strategie?

dort wird vorab eingeleitet, dass Tests ergeben haben,
dass es keine nennenswerten Unterschied gibt
zwischen Mann und Frau, was die Entstehung von Aggression
und auch deren Heftigkeit angeht.

Erziehungsbedingt wird durch die geschlechtsspezifische Sozialisierung
allerdings die weibliche Aggression nachhaltiger unterdrückt,
als die männliche und wird auch grundsätzlich anders bewertet.
Frauen haben deshalb um einiges besser gelernt Aggressionen
zu kontrollieren und glauben deshalb, dass sie von einem Verlust
der Selbstkontrolle herrührt, während Männer Aggressives Verhalten
noch als Mittel betrachten Kontrolle über andere zu gewinnen.

In dem Buch wird hierzu ein Beispiel aufgeführt eines Mannes
der in einem „Jähzorns“-Ausbruch das komplette Küchengeschirr
zerbrach.

Seitdem war die Familie in Hab-Acht-Stellung. Die Tochter schrieb
dazu:

Von da an wußte ich, was Jähzorn war. Es konnte sehr plötzlich
passsieren, eigentlich immer, es war nicht vorhersehbar, und wenn man
es überlebte, war das reiner Zufall. So kam es mir als Kind jedenfalls
vor. Ich legte mir Überlebensstrategien zurecht. Das wichtigste war,
nicht aufzufallen, zumindest nicht unangenehm. Aber da man ja nie
genau wußte, was angenehm und was unangenehm war, war es am sichersten
überhaupt nicht aufzufallen. ……….

Wenn Vati nach Hause kam, gingen wir alle wie auf Eiern. Ständig
kontrollierten wir mit unseren Blicken seinen Gesichtsausdruck,
ein kleines Zucken mit den Augenbrauen, eine bestimmte Art zu
atmen konnte ein Gewitter ankündigen. wir waren eine fast perfekte
metereologische -Vati-Beobachtungs-Station, mit hochempfindlichen
Sensoren ausgerüstet, die auf das kleinste Anzeigen Alarm gab. So
hielt er uns und auch meine Mutter in Schach.

Puuuhhh… und das zitier ich jetzt mal…. weil ich das so schön nicht
formuliert kriege 😉

Betrachtet man Jähzorn nicht als angeborenes, Überschäumendes
Temperament, dass es bisweilen nicht gelingt zu zügeln, sondern
als Mittel sich anderen gegenüber durchzusetzen, so sieht man,
dass diese Methode einfach anzuwenden und zugleich äußerst effektiv
ist. Man muss nur ab und zu die Beherrschung verlieren, ein
bißchen brüllen und toben, eine Tür eintreten oder ein wenig
Geschirr kaputt schlagen, und schon hat man die anderen fest
im Griff. Zwischen solchen Anfällen genügt es vollkommen,
Anzeichen von schlechter Laune zu zeigen, die Stirn zu runzeln,
oder einen roten Kopf zu bekommen, damit die anderen parieren.

Männer werden so ein verhalten meist durchschauen. wenn Frauen
allerdings zum Opfer solcher Einschüchterungsversuche werden,
so halten sie in der Mehrzahl an der Überzeugung fest, dass
der Täter selbst das bedauernswerte Opfer seines Temperaments/
seiner frustrierten Lebensumstände/seiner unglücklichen Kindheit/
anzusehen ist.

Aus der weiblichen Aggressionstheorie erwächst den Frauen also
ein doppelter Nachteil: Zum einen manövrieren sie sich durch
einseitige Abrüstung in die unterlegene Position, zum anderen
mögen sie potentielle Gegener nicht einmal adäquat einzuschätzen.
Das Bemühen um den anderen für Verständnis macht auch nachsichtig
gegenüber der Aggressivität des anderen. er hat es doch nicht
böse gemeint – ist ein Ausspruch, der eigentlich nur von einer
Frau stammen kann.

Ich mach jetzt hier mal Schluss, weil der Artikel schon wieder
viel zu lang geworden ist. Sorry. 😳 Ich fand das jedenfalls echt
spannend. Zumal ich tatsächlich immer davon ausgegangen bin,
dass z.B. Stefs aggressive Ausbrüche eine Art Kontrollverlust
oder fehlende Impulskontrolle darstellte. |-| Und tatsächlich
hab ich ihn sogar noch bedauert – „so ein Armer Kerl – der sich
einfach nicht im Griff hat. Mensch – muss der ein schlechtes
Gewissen deswegen haben – ich hätte mich an seiner Stelle echt
schlecht gefühlt“ :crazy: Dass es aber –
genau das Gegenteil – nämlich die Ausübung von Kontrolle oder
zumindest der Versuch von Kontrolle und Machtausübung war?
Boaaah…. ist man manchmal Blind. :-/ Dämlich??
Oder einfach nur zu sehr Frau?

Ich hoffe, die weibliche Leserschaft, nimmt mir jetzt den letzten
Absatz nicht Übel. 😉