Wie etwas furchtbar trauriges wunderschön wurde.

Ich wurde gerade durch einen anderen Eintrag an ein Erlebnis 
von mir zurückerinnert. Etwas, was mich immer noch tief bewegt,
wenn ich daran zurück denke und wo ich immer noch tief ergriffen bin.
Die  Sterbebegleitung der Mutter meines Ex-Mannes. 

Gerade hab ich darauf kommentiert: 

Das erinnert mich an ein – so merkwürdig es klingt – wunderschönes Erlebnis bei einer Sterbebegleitung. Es war die Mutter meines Ex-Mannes. eine ganz liebe Frau und das Herz der Familie – Sie hatte 7 eigene Kinder und war mittlerweile auch mehrfache Oma. Es war abzusehen, dass sie nicht mehr lange leben würde. Ihre Kinder waren auf ganz Deutschland verteilt – aber alle hatten sie sofort ihre Koffer gepackt um Abschied zu nehmen und da zu sein, wenn es passierte. Wir haben sie in den letzten Tagen auch sehr oft besucht. Es war ein wirkliches Abschied nehmen… man sagte sich Dinge – man herzte sich – es ergriff mich sehr. Als es dann soweit war – wurden alle verständigt. Ich wurde auf der Arbeit angerufen und hab mich auch sofort auf den Weg ins Krankenhaus gemacht – und alle waren da. Das Zimmer war so voll, dass man sich abwechseln musste. Es war ganz ruhig – und es war so viel “liebe” im Raum… ich war total ergriffen – nicht nur aufgrund dieses schwierigen Ganges. Was mir davon noch in Erinnerung geblieben ist, ist – so merkwürdig das klingte – eine tiefe Ergriffenheit. Die letzten Minuten – sie zu begleiten… alle – auch die Enkelkinder… alle waren sie gekommen. Die ganze Trauer zu spüren, aber auch das Glück über so einen lieben Menschen (so hab ich sie auch immer gesehen). Während ich vor allem natürlich versuchte meinem Mann in dieser schwierigen Situation beizustehen. Die Kinder hielten ihre Hände – und als man dann beschloss die Geräte abzuschalten – wollte niemand gehen. Es fällt mir immer schwer zu äußern, dass ich das als eine wunderbare Erfahrung empfunden habe – war sie doch auch sehr traurig. Aber es war irgendwo so, wie ich es jedem Menschen gewünscht hätte. Das hat mich tief bewegt. Und SIE hatte es sich verdient. Sie war ne tolle Frau und Mutter. 🙂 (jetzt muss ich doch ein bisschen heulen *schmunzel* )

Die Tage zuvor war sie noch klar. Sie hat sich für jeden (auch für mich)
Zeit genommen und mit uns allen geredet. 
Sie wusste, sie hat nicht mehr
lang. Zu mir hat sie gesagt, dass sie froh sei, dass A. (mein Ex-Mann) jetzt in guten
Händen sei. Jaaaa – er war ihr Problem – und Sorgenkind. 😉 – sie hat gesagt, dass
es sie beruhigt zu wissen, dass ich
jetzt auf ihn aufpasse *lach* …. und ich hab
noch oft, bei der Trennung daran gedacht, dass ich „nicht Wort gehalten habe,

dieser Frau gegenüber. Das hat mich schon so ein bisschen verfolgt. Weil ich
immer an das denken musste, was sie mir damals gesagt hat. Auch das was sie 

meinem Mann zuletzt sagte – ich hatte ihn noch nie so schlimm „dran“ erlebt. Ich
hatte das Gefühl er zerbricht und ich hab versucht ihn irgendwie zu halten. :-/

Ich erinner mich auch noch an dieses überflutende Gefühl der Trauer – in
diesem Raum an dem besagten Tag. Ja – ich hatte 
teilweise den Eindruck – ich
kriege keine Luft. Ein Teil war sicher meine eigene trauer – aber ein sehr

großer Teil, war die Trauer der Anwesenden, schließlich war es ja nicht meine
Mutter, die hier im 
sterben lag. Und natürlich auch vor allem die Trauer meines
Mannes, den ich danach nie wieder in 
ähnlicher Art und Weise hab an etwas
so stark knabbern gesehen. Den Tod seines Vaters hatte er zwei Jahre zuvor
recht gefasst aufgenommen. Es war kaum auszuhalten und trotzdem…. alle

wollten sie dabei sein. Im Grunde war der Raum voll mit dem „was sie geschaffen
hatte. 🙂  Ihre Nachkommen. Und ich sah sie mir alle an. 

Sie war ein sehr aufopfernder Mensch gewesen. Ich hab sie niemals böse oder
schlecht gelaunt 
erlebt und immer herzlich und immer für alle da. Niemals
schuldzuweisend oder verärgert.  
Das wusste  ich ja auch von den Erzählungen
meines Mannes. Und man spürte eben nicht nur die
Trauer  – sondern eben auch
eine große Dankbarkeit. 

Und ich war sehr froh, dass ich dabei sein durfte. Dass ich als Teil dieser
Familie bei diesem 
Erleben anteil nehmen konnte und dass ich meinem Mann
beistehen und für ihn da sein  konnte.. Und irgendwie dachte  
ich dann auch
an meine Mutter, und daran ihr das auch irgendwann mal zuteil werden zu lassen.

Sie nicht alleine im sterben zu lassen, sondern sie begleiten kann.  Dass ich dann
stark genug bin…
dass ich es aushalte und nicht zerbreche daran. Genauso – als
eine wunderbare Erfahrung. Als etwas, was man aus Liebe e
inem Menschen zu teil
werden lässt. 

Sowas wie. Schau – oder kannst du es fühlen? Du bist nicht alleine. Wir sind alle da. 
Wir begleiten dich auch auf deinem letzten Stück Weg. *schnief* 

Sorry – für das schwere Thema heute. Ich hör ja schon auf. 🙂