Durch die Auseinandersetzungen in der letzten Zeit, speziell mit meinem
EX-Freund F. hab ich mir viele Gedanken darum gemacht, welche Maßstäbe
ich an mir ansetze, bzw. mir die Frage gestellt, warum ich mich in gewissen
Situationen so verunsichern lasse.
Wieso ich in manchen Situationen das Gefühl habe, ein anderer
drückt bei mir irgendwelche Knöpfe und bringt mich in eine Situation
bzw. bewegt mich zu einer Handlung, die nicht mit dem übereinstimmt,
was ich eigentlich tun möchte. Eine innere Dissonanz sozusagen.
Ich glaube, der Knackpunkt bei mir liegt darin, dass ich mein früheres ICH
sehr negativ bewertet habe. ich hab es mittlerweile geschafft aus dieser
Selbsthass-Spirale rauszukommen, daran gebunden ist aber von mir
eine Erwartung, wie ich zu sein habe.
Will heissen, ich habe mir von mir ein positives Selbstbild erstellt, dem
ich nun auf „Teufel-Komm-Raus“ auch entsprechen muss. 😦 Und
im Grunde habe ich manchmal überhaupt keinen Bock darauf, aber
weiche ich von diesen Erwartungen an mich selbst ab, würde ich meine
meine Selbstannahme stark gefährden.
Was ich damit meine?
Mein Selbstbild ist soweit in Ordnung, wie ich mich als soziales Wesen,
hilfsbereit, freundlich, tolerant, liebenswürdig und „immer rücksichts-
und verständisvoll“, „bloss nicht egoistisch“ (kurz: „gut“ ) sehen darf.
Das wäre sozusagen mein „Ideal-Ich“. So – wie ich sein möchte.
Das funktioniert aber in der Praxis nicht.
Bei Menschen, zu denen ich eine gewisse Distanz habe, kann ich von
meiner Erwartungshaltung in mich selbst absehen … auch wenn ich
damit den direkten Kontaktabbruch herbeiführe. Da kann ich auch
unfreundlich, sehr direkt sein – im Grunde sofort sagen, was mir stinkt.
Gehe ich aber in irgendeiner Weise auf den „Beziehungsmodus“ (so nannte
es meine Therapeutin) und damit sind nicht nur Partnerschaften gemeint,
sondern eben auch Freundschaften und Bekanntschaften … zwinge ich mich
in mein „ideal-ich“ zu passen, so sehr ich mich dabei auch verbiegen
und aufgeben muss.
Gerade der Punkt „Rücksicht nehmen“ auf andere und „Verständnis“
haben – wird mir dabei immer wieder zum Verhängnis. Weil ich komplett
meine eigenen Bedürfnisse aus den Augen verliere bzw. sie zurück stelle,
als nicht so wichtig, denn das wäre dann wiederum egoistisch. Und das
darf nicht sein.
Auch in meinen letzten Beziehungen war das für mich ein riesiges Problem.
ich musste meine Bedürfnisse zurück stellen, und immer für alles
Verständnis haben, egal wie sehr ich damit zurecht kam, oder nicht.
Ich habe es „selbst“ von mir erwartet – bzw. gesagt, die anderen sind
wichtiger. Also habe ich mich mit immer weniger und weniger zufrieden gegeben
und nicht mehr in den Mund aufgemacht.
Und irgendwann war mir nur noch zum heulen. Mir fallen so viele Beispiele
im Nachhinein ein… alte Einträge, wo ich immer wieder, wenn jemand so
einen Knopf bei mir drückte total verunsichert wurde und im Grunde hier
nachfragen musste, ob das, was ich dabei empfinde überhaupt in Ordnung
ist ….
Und oft wurde es ausgenutzt. Ich hab es den anderen aber auch leicht
gemacht, weil ich es ja von mir selbst verlangte – also wurde mir von
z.B. Partnerseite auch eingeredet, dass es stimmt – und meine Bedürfnisse
„unwichtig“ seien – und ich doch bitte für alles „Verständnis“ haben müsste.
Auch für Untreue, für Lügen, für nicht eingehaltene Versprechen – einfach
für alles.
Und zu alledem fühlte ich mich noch zuständig und verantwortlich, dass es
allen gut geht. Und wenn jemand was nicht geregelt bekam, musste ich das
halt noch übernehmen.
Mittlerweile merke ich eigentlich, dass ich mit mir sehr tolerant umgehe.
Ich versuche nicht perfekt zu sein – ich nehme mich – wie ich bin – aber
alles nur so lange ich „alleine“ bin. Kommt ein anderer dazu – habe ich
gewisse Erwartungen zu erfüllen. Das sage ich mir selbst.
Ich muss helfen, wenn ich kann – ich muss Rücksicht nehmen – auch wenn
man auf mich keine Rücksicht nimmt. Ich muss für alles Verständnis haben
und tolerant sein.
Erst vor kurzem habe ich hier im privaten geschrieben, dass mich eine Sache
so verunsichert, weil ich mich doch eigentlich für „nicht verklemmt halte“ – ich
aber mit etwas ein Problem habe. Und sofort bricht mein „Selbstbild“ in sich
zusammen bzw. es kommen mir zweifel und zwar in erster Linie an mir
selbst. Ich bin verunsichert, denn wäre ich wirklich „nicht verklemmt“
hätte ich doch mit dieser Sache, kein Problem oder? Und das obwohl ich
merke, ich werde da in eine Situation gebracht – die nicht alltäglich ist.
Und dann merke ich wieder wie STARR mein System ist. Wie Schwarz-
Weiß gefärbt es ist. Da gibt es dann nur ein entweder-oder.
Und wenn ich nicht meinem ideal-Ich entspreche, dann bin ich zwangsläufig
das andere. (schlecht -untolerant – spießíg – egoistisch)
Die negativen Gefühle werden dabei unterdrückt. Sie dürfen nicht sein.
Ich weiß im Grunde, dass das nicht richtig ist. Ich kann es nur noch nicht
umsetzen. Und ich kann nicht trennen, was mein „Ideal-Ich“ ist – oder
was ein aufdiktiertes „Ideal-Ich“ ist. Und ob es wirklich so wichtig ist,
sich daran zu halten.
Und was ist, wenn ich anders bin, wie mein Ideal-Ich? Bin ich dann
automatisch wieder schlecht? Lehnt man (oder ich) mich dann wieder
ab? Bin ich dann wieder das Monster, was ich früher in mir gesehen habe?
ich versuche das zu verhindern. Und dann bin ich Un-frei.
Andererseits verstehe ich – wie wichtig es für mich (als Borderliner) ist
-mein ICH zu definieren als „nicht-schlecht“. Das was mich ausmacht.
Wenn ich nur wüsste, was es ist. wenn ich es nur festhalten könnte, und
es mir nicht immer wieder verloren ginge. Hmmmm….
Ich habe dazu auch wieder eine
interessante These gefunden – von der Tyrannei der „Solls“
Hier auf Seite 2: